Vintage Frisur – Marcel Welle /Marcelling
Die Marcel Welle (Marcel Ondulation) wurde um 1875 von dem deutschen Friseur Francois Marcel Woelffle erfunden, der in Paris ein Friseurgeschäft eröffnet und später in den USA in Francois Rene Marcel umbenannt hatte.
Marcel erfand die nach ihm benannte Technik, Haar mit einer Brennschere halbwegs haltbar in Wellen zu legen (ondulieren) und revolutionierte damit die Haarmode. Später wurde die Brennschere durch elektrisch betriebene Ondulierstäbe (Lockenstäbe) ersetzt. Wellen bleiben 60 Jahre wichtiger Bestandteil aller Damenfrisuren und machten Marcel zu einem reichen Mann.
Er hatte sich nicht nur die Technik der Marcel Welle in den USA patentieren lassen, sondern 1905 auch ein „Curling-Iron“ und 1918 das „Hair-Waving Iron“ als elektrische Version. Insgesamt beantragte er über 10 verschiedene Patente für verschiedenene Produkte für Friseure.
Die Marcel Welle sorgte auch für einen stark steigenden Bedarf an Frisören. Vor der Weltausstellung 1889 existierten in Paris gerade 10 Friseursalons, zwanzig Jahre später bereits dreihundert. Das Friseurgewerbe war ein gutbezahltes und anerkanntes Handwerk. Die Friseure arbeiteten im Gehrock, leitende Angestellte sogar in Frack und Zylinder.
Die Marcel Welle wurde in den 20ern größtenteils von der Wasserwelle (Fingerwelle) abgelöst, da die Wasserwelle das Haar nicht schädigt.
Zu dieser Zeit begann auch der Siegeszug der Dauerwelle, die bereits 1906 von Karl Ludwig Nessler erfunden worden war, wobei eine Dauerwelle eher Dauerlocken sind als Wellen. Sowohl Marcel Welle als auch Wasserwelle wurden deshalb auch im dauergewellten Haar angewendet. Die Marcel Welle verschwindet aber Anfang der 1960er, während Wasserwellen als besondere Abendfrisur immer wieder zu sehen sind, wobei die meisten Friseure auch diese Technik nicht mehr beherrschen.
Technik der Marcel Welle
Bei der Marcel Welle wird Hitze benutzt, um Wellen im Haar zu erzeugen. Die Ergebnisse sind ähnlich wie bei einer Wasserwelle, allerdings hält die Marcel Welle länger. Dafür ist sie aber auch deutlich schädlicher für die Haare.
Die Schritte zu einer Marcel Welle beinhalten Bewegungen mit einer Brennschere oder einem Lockenstab, einem Kamm und den Händen, um den erwünschten Effekt zu erzeugen.
Es wird Strähne für Strähne bearbeitet. Der Kamm bleibt im Haar, während die Brennschere nach oben gepresst wird und wird durchs Haar nach unten gezogen, damit sich das Haar nicht kräuselt, sondern wellt. Der Kamm und die Brennschere vollführen also immer entgegengegengesetzte Bewegungen. Das ist schon das ganze Geheimnis der Technik.
Die Brennschere wandert die Strähne von oben nach unten und in gleichmäßigen Abständen werden die Wellen gesetzt. Dann wird die nächste Strähne genommen und die Wellen fortgeführt.
Die originale mit einer Brennschere erzeugte Marcel Welle konnte man sich im Gegensatz zur Wasserwelle nicht selbst legen, sondern erforderte eine Hilfsperson.
Mit der Technik des Marcelling konnten verschiedene Wellenfrisuren gestylt werden. Es gab zum Beispiel „Straight Back“, das „Hufeisen“, das „Kreuz“ und natürlich von verschiedenen Scheiteln ausgehende Wellen.
So stellt man eine Marcel Welle mit einem heutzutage erhältlichen Lockenstab her:
Die Geschichte des Marcel Waving
Die Brennscheren von Marcel wurden von L. Pelleray in Paris hergestellt und weltweit exportiert. Ursprünglich waren es schwere Zangen aus Eisen mit abgerundeten Enden. Die Brennschere musste von einem ausgebildeten Helfer angewendet werden, da es schwierig ist, im Haar statt einer Locke eine Welle zu erzeugen.
Die Zange wurde vor dem Frisieren über einem Gasbrenner erhitzt. Wie man sich denken kann, war es so nicht gerade einfach, die richtige Temperatur zu finden. War die Zange zu kalt, hielt die Welle nicht, war sie zu heiß, verbrannte das Haar. Der Friseure testeten die Brennscheren deshalb an einem weissen Stück Papier. Wenn das Papier verkohlte oder angesengt wurde, musste gewartet werden.
1924 kamen elektrische Lockenstäbe auf den Markt, deren Temperatur eingestellt werden konnte. Die Ondulierstäbe von Marcel gab es in vier unterschiedlichen Größen A, B, C und D. 1933 stellte Marcel einen größenverstellbaren Lockenstab vor.
Die Story der Marcel Welle
Marcel startete in den 1870ern mit einem kleinen Friseursalon auf dem Montmartre in Paris, was eine eher ärmere Gegend war.
Als er seine Methode für Wellen entwickelte, hatte er Schwierigkeiten, Kunden zu finden, an denen er üben konnte. Deshalb musste er dies zunächst kostenlos anbieten. Als andere Frauen die Frisuren an seinen Modellen sahen wuchs sein Kundenstamm und er konnte dafür Geld nehmen. Ärmere Kunden mussten in seinen Salon kommen, bei wohlhabenden Frauen machte er Hausbesuche.
Erfolgreich und berühmt wurde er allerdings erst als er die Haare der Schauspielerin Jane Hading wellte und sie diese Frisur in Ihrem Theaterstück „Le Maitres Des Forges“ im Jahr 1885 trug.
Seine Wellen wurden so populär, dass Frauen stundenlang warteten, um ihre Haare gestylt zu bekommen. Schauspielerinnen und Society Ladies überboten sich gegenseitig, um bevorzugt bedient zu werden. Seine Frisuren waren der letzte Schrei in Paris.
Zu Beginn lehrte Marcel die Technik niemanden, aber er fand heraus, dass andere Friseure ihre Ehefrauen und Töchter schickten, um sich als normale Kundinnen auszugeben und an seine Geheimnisse heranzukommen. Deshalb begann er mit Unterricht, den er sich sehr gut bezahlen ließ.
Marcel wurde ein Starfriseur und eine Berühmtheit. Am 28. Juli 1908 fand in London die „Fete Marcel“ in der Kings Hall zu seinen Ehren statt. Über 500 Gäste feierten den Meisterfriseur.
Und im Oktober 1922 wurde diese Feierlichkeit sogar noch übertroffen. Im Luna Park (Port Maillot) in Paris wurde Marcel gleich 9 Tage mit einer großen Ausstellung und einem Festival geehrt.
Neueste Kommentare